Vor noch nicht allzulanger Zeit bei uns im Coaching
Eine fünfunddreißigjährige Frau, die bei uns im Coaching war, lebte seit Jahren alleine und hatte einen sicheren, aber sehr langweiligen Job, der Sie nicht mehr forderte. Ihr Leben verlief ganz geregelt, friedlich und konfliktfrei. Und damit war sie extrem unzufrieden. Sie wollte aus diesem Zustand unbedingt heraus, traute sich aber nicht, auch nur das Geringste daran zu verändern. Zu groß war ihre Angst davor, in einer Beziehung oder in einem neuen Job zu scheitern. Also tat Sie weder aktiv etwas dafür, Männer kennenzulernen, noch schaute sie sich nach besseren Jobangeboten um.
Einer ihrer Glaubenssätze war: Ich bekomme eh nicht, was ich möchte. Und er bewahrheitete sich natürlich immer wieder, weil er sie davon abhielt, aktiv danach zu suchen. So hatte sie sich ihr eigenes Glück über Jahre hinweg selbst verboten. Natürlich ohne dass ihr das bewusst war.
Besonders auffällig war ihre Angst, eigene Wünsche und Ziele überhaupt zu formulieren. Vielleicht könnten sie ja falsch sein oder unerreichbar? Obwohl sie unter ihren verpassten Chancen litt, wollte sie kein Risiko eingehen. Nicht einmal das Risiko, vom Glück zu träumen …
Über ein Jahr haben wir diese Frau begleitet. Im Mittelpunkt stand immer wieder die Frage: „Was möchtest du denn wirklich? Was willst du erreichen?“ An einem Tag erlaubte sie sich plötzlich diese Frage zuzulassen. An ihrer Mimik war ersichtlich, dass sie jetzt erstmals die Frage auf sich wirken ließ. Bis zur Antwort war es dann nicht mehr weit. Sie traute sich ihre Wünsche zu. Der Knoten war geplatzt.
Innerhalb kürzester Zeit suchte sie sich einen neuen Job und einen Mann. Heute macht ihr die Arbeit viel mehr Spaß, und sie ist glücklich verheiratet.
Der Gedanke “Ich bekomme eh nicht, was ich möchte” hatte sie um das Wichtigste im Leben betrogen: Nämlich das erreichen zu können, was sie sich wirklich vom Leben wünscht.
Denken – Selbstbetrug oder Motivator?
A.) Der Selbstbetrug
Unser menschliches Denken umfasst immer zwei Seiten einer Medaille. Und je nachdem, auf welcher Seite unser Verstand seine „Wahrheit“ glaubt entdeckt zu haben, reagieren wir auf unsere Umwelt und die damit verbundenen Situationen auf die eine oder andere Art und Weise.
Das kann auf der einen Seite z.B. Folgendes sein:
- Schönreden
- Das ist ja nicht so schlimm! (Du bist nicht richtig mit deinem Denken)
- Anderen geht es in solchen Situationen auch nicht besser.
- Geld alleine macht auch nicht glücklich. Das weiß ja jeder.
- Das wird schon wieder …
- Jammern
- Warum passiert das immer mir?
- Warum kann ich nicht auch mal Glück haben?
- Immer gerate ich an solche Männer/Frauen!
- Besserwissen (oder auch Recht-haben-wollen)
- War doch klar, dass das nicht geht!
- Das klappt nie. Habe ich dir das nicht schon vorher gesagt!
- Das kann nicht funktionieren. Ich versuche das doch schon seit Jahren!
(Die andere Seite werden wir uns unter dem Punkt Motivator näher betrachten.)
Denn nun kommt eine für Sie lebensentscheidende Frage:
Wie möchten Sie ab heute leben?
.
Lassen Sie Ihren Verstand Recht behalten darüber, was er sich
immer schon schön redet … dahin jammert … besser weiß,
oder
Wollen Sie zufrieden und glücklich in Ihrem Leben sein?
Gemeinsam mit dem Menschen an Ihrer Seite, den Sie lieben?
.
Wir gehen jetzt mal davon aus, dass Sie natürlich Zweiteres bevorzugen 🙂 . Daher lassen Sie uns ein wenig über die dahinterliegenden Mechanismen unseres Gehirns sprechen.
Damit wir eine „gute“ Entscheidung treffen können, brauchen wir eine Vergleichsmöglichkeit. Was meinen wir damit: So lange wir nicht verstehen, wie unser Verstand (meist unbewusst) auf bestimmte Situationen reagiert, reagiert er, wie er will, und wir stehen dem Ganzen ohnmächtig gegenüber.
„Schönreden – Jammern – Besserwissen“ haben einen gemeinsamen Nenner:
DAS GEHT NICHT!
Diesen Satz haben Sie bestimmt schon mal gehört oder sogar selbst schon in der einen oder anderen Situation geäußert. Diesen Satz sagen nicht Sie, diesen Satz sagt Ihnen Ihr Verstand. Denn Ihr Verstand hat bereits in einem 1/1.000 Bruchteil einer Sekunde die bestehende Situation mit seiner Erfahrung abgeglichen, die er in festen Synapsenverbindungen im Gehirn verschaltet hat, bewertet und darüber ein Urteil gefällt. Und dann gibt er den Auftrag an Ihren Mund die Worte „DAS GEHT NICHT! “ zu sagen.
Er macht das auch nicht böswillig, sondern eigentlich, um Sie zu schützen. Davor zu schützen, wieder verletzt zu werden. Wenn wir unseren Klienten die Frage stellen: „Wovor möchten Sie beschützt werden?“, ist auch genau das die Antwort, die wir meist erhalten:
Ich habe Angst wieder verletzt zu werden.
Doch wer verletzt Sie, wenn Sie ein Ergebnis mal wieder nicht erreichen?
Ja aber, dann bin ich doch furchtbar enttäuscht!
Enttäuscht es Sie nicht noch mehr, wenn Sie aufgeben, den Kopf in den Sand stecken und so auf gar keinen Fall bekommen, was Sie möchten?
So ergeht es auch Ben aus unserer Einstiegs-Geschichte aus Teil 1. Selbstverständlich kann er mit seinem Widerstand gegen „das System“ rebellieren. Und ja, so bekommt er, was er will: Ein scheinbar freies Leben, ohne sich den gesellschaftlichen Zwängen beugen zu müssen. Freiheit (bei Männern) und Unabhängigkeit (bei Frauen) sind ein gutes Gefühl, das es wert ist, erreicht zu werden. Oder doch nicht?
Das ist der Gewinn, den Ben lebt. Doch wir wissen, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Auf der anderen Seite ist der Preis, den Ben für seine Freiheit bezahlt. Dieser wird meist vom eigenen Verstand durch Schönreden – Jammern – Besserwissen tief im Unterbewusstsein „versteckt“. Welchen Preis könnte Ben demnach vermutlich bezahlen?
- KEIN eigenes Einkommen und Leistung, worauf Ben stolz sein könnte.
- KEIN komfortables Leben, das sich Ben damit finanzieren könnte (statt um Geld zu betteln).
- KEINE Sicherheit, um mit einer wundervollen Frau an seiner Seite eine Familie zu gründen.
Er sitzt also im Gefängnis namens Freiheit, das ihm die Eigenständigkeit raubt, all das Schöne, was die andere Seite der Medaille zu bieten hat, jemals erreichen zu können. Die vom Verstand festgelegten Werte zwingen ihn, im Entweder – Oder zu leben.
Bewertungen des Verstandes schließen die andere Seite der Möglichkeiten aus. Und so müssen wir uns damit zufrieden geben, nur ein „halbes“ Leben führen zu können. Die angestrebten Werte Unabhängigkeit und Freiheit halten uns davon ab, unser Leben zu 100 % frei auszuleben.
Wenn Sie z.B. gerne reich wären, denken aber “Die Reichen gehen für ihr Geld über Leichen”, dann dürfen Sie immer nur so viel Geld auf dem Konto haben, um nicht als “reich” zu gelten. Denn dann wären Sie ja auch ein unmoralischer Mensch, der über Leichen geht. Davor schützt Sie Ihr Verstand (und geht dabei selbst über Leichen, indem er Sie nicht erreichen lässt, was Sie sich wünschen – nämlich in diesem Fall die Freiheit zu haben, vermögend zu sein).
Die eine oder andere Seite wird durch Entweder – Oder ausgesperrt und ist so unerreichbar für uns. Deswegen ist es so wichtig zu begreifen:
Die Grenzen Ihrer Beziehung
sind nur Grenzen in Ihrem Kopf!
Aber es kommt noch dicker:
Das Risiko, kein Wagnis einzugehen, sobald wir unserem Verstand die Macht geben, „DAS GEHT NICHT!“ zu sagen, ist dann erheblich höher. Nichts ändert sich, indem wir es ignorieren! Durch Vermeidung über unsere Grenzen hinaus zu gehen liegt die Looserquote bei exakt 100 %. Das heißt, Angst vor dem Versagen ist garantiert maximal erfolgreich, um erst recht nicht zu bekommen, was wir uns wünschen.
Sie sind nicht wütend, resigniert oder frustriert, weil Sie Ergebnisse oder Ziele nicht erreichen. Sie sind auch nicht unglücklich, weil Sie sich Freiheit oder Unabhängigkeit von Ihrem Partner erkämpfen müssen. Nein, Sie sind unglücklich, weil Sie Sklave der Bewertungen Ihres Verstandes sind, die Sie scheinbar „machtlos“ zulassen müssen und nichts dagegen tun können.
Wie soll Ihr Partner da mit Ihnen gewinnen können, wenn Sie unglücklich und frustriert sind? Egal, wie sehr er Sie liebt und egal wie sehr Sie ihn lieben, wenn man mit Ihnen nicht gewinnen kann, ist es nicht nur für Ihr eigenes Leben mehr als ungünstig, sondern auch für das der Menschen, die Sie lieben.
Ihr Preis: Eine zufriedene und glückliche Beziehung bleibt solange unerreichbar, bis Sie die Bewertungen Ihres Verstandes von Freiheit und Unabhängigkeit verändern.
So wie bei dieser Frau, die erst seit wenigen Wochen in einer Beziehung lebt und in ihr Tagebuch schreibt:
Unser erster Streit! Zum ersten Mal, seit wir zusammen sind, sind wir heute aneinandergeraten! Es war richtig heftig! Ich habe mir so viel Mühe gegeben mit dem Essen und dann ist alles verkocht, nur weil er nicht angerufen hat, dass es später wird.
Ich war richtig sauer. Als er dann endlich da war, habe ich eine richtige Szene gemacht. Wir sind laut geworden, haben uns angeschrien und ich hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Soviel Aggression habe ich seit dem Kindergarten nicht mehr in mir gespürt. Aber dann hat er mich in den Arm genommen, ganz nett um Verzeihung gebeten und versprochen, dass so eine Gedankenlosigkeit nie wieder vorkommt – da konnte ich ihm einfach nicht mehr böse sein.
Naja, so ein Ausrutscher kann schon mal passieren. Nach der Versöhnung haben wir dann auch ganz intensiv und liebevoll miteinander geschlafen. Gottseidank ist jetzt alles wieder gut!
Alles wieder gut? Glauben Sie das auch? Unsere Beratungserfahrung ist eine andere. Dieses Verhalten ist Schönreden in Rein-Kultur. Wahrscheinlich ruft er nach ein paar Tagen wieder nicht an, es gibt erneut Streit, wieder Versöhnung. Das bedeutet, diese Frau ist gar nicht so frei, wie sie meint, sondern verfangen in einem Spinnennetz ihrer unbegründeten Hoffnungen und Sehnsüchte. Das ist zum einen ungesund, zum anderen verbaut sie sich damit eine glückliche Beziehung.
B.) Motivator
Wenn Selbstbetrug ein Entweder-oder-Denken bedeutet, bietet das Sowohl-als-auch-Denken den Ausweg daraus. Um Ihr Leben wieder “vollständig” zu machen und Ihre natürlichen Möglichkeiten und Chancen im Leben zu 100 % ausschöpfen zu können, müssen Sie sich von diesen mentalen Begrenzungen (im wahrsten Sinne des Wortes) befreien. Solche Begrenzungen sind Blockaden, die sich aus unseren Glaubenssätzen und Haltungen heraus auf unser Leben auswirken.
Wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass Sie dieser Selbstbetrug (auch „Selbsterfüllende Prophezeiung“ genannt) Ihre wahre Freiheit kostet, indem Sie zulassen, dass Ihnen Ihr Verstand scheinbare „Freiheit“ trügerisch vorgaukelt, dann sind Sie bereits viele Schritte weiter, als immer noch ca. 95 % Ihrer Mitmenschen.
Wenn Sie sich erst mal von diesem Zeug in Ihrem Kopf befreit haben, dann haben Sie erkannt, dass Leben auch mal „Scheiße“ sein darf. Dann haben Sie aber damit auch eine Haltung eingenommen, mit der Sie Ihr Leben trotz dieser miesen Umstände einfach nur genießen und glücklich und zufrieden dabei sein können. Und wirklich frei. Hammer oder? So einfach ist das 🙂
Damit Sie zu Hause für sich selbst hinter das eine oder andere Zeug in Ihrem Kopf kommen, haben wir folgenden Selbst-Coaching-Prozess für Sie. Diesen Prozess nutzen bereits viele unserer Klienten sehr erfolgreich, so dass er auch Ihnen als „Roter Faden“ sicherlich gute Ergebnisse ermöglichen wird. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen damit und viel Neugier beim Erkenntnisse Sammeln:
Der BE in LOVE®-Selbst-Coaching-Prozess
Dieser Prozess unterteilt sich in 3 Bereiche:
I.) Fragen der Selbstfindung
II.) Fragen der Selbsterkenntnis
III.) Fragen der Integration
Zunächst mal vorab: Wir brauchen uns für unsere Misserfolge nicht zu schämen. Jeder Mensch hat Misserfolge. Wir Menschen wünschen uns einen Bezugspunkt im Leben – eine glückliche Beziehung mit einem liebenden Partner. Leider geht dieser Wunsch für viele oft nicht in Erfüllung. Egal, ob wir als Single oder in einer Partnerschaft leben.
Die gute Nachricht ist: Sie selbst brauchen sich nicht zu verändern. Lediglich einige Ihrer Denkmuster; Ihr Fühlen und Ihr Verhalten folgen danach. Es geht nur um diejenigen Denkmuster, mit denen Sie nicht Ihre Wünsche und Ziele erreichen können. Sie selbst sind gut so, wie Sie sind. Sie haben nichts „falsch“ gemacht. Lediglich Ihr Verstand hat sich ein paar Angewohnheiten angeeignet, die bestimmten Zielen heute im Weg stehen. Damit räumen Sie jetzt auf.
Eines noch: Es geht bei diesem Prozess jetzt erst einmal nur um Sie. Beantworten Sie diese Fragen daher für sich. Seien Sie dabei ehrlich zu sich, sonst können Sie nichts verändern und die Konsequenz ist: Die unerwünschten Dinge und Ihre Gefühle dazu bleiben in Ihrem Leben. Alles bleibt beim Alten. Und das wollen Sie ja nicht mehr.
Beginnen wir.
Neues Bewusstsein in 3 Schritten:
- Nehmen Sie sich pro Frage ca. 15 Minuten Zeit. Notieren Sie Ihre Antworten gut lesbar auf einem Blatt eines Notizblockes. Nummerieren Sie diese Antworten wie unsere Fragen. Wir werden später auf einige Fragen zurückgreifen.
- Bitte beantworten Sie folgende Fragen exakt in der vorgegebenen Reihenfolge. Überspringen Sie keine Frage und gehen Sie erst zur nächsten Frage, wenn Sie ein Gefühl der Vollständigkeit zu Ihren Antworten haben, d.h. wenn Ihnen nichts mehr dazu einfällt. Und dabei gilt, Gefühle, egal welcher Art, sind natürlich und normal. Gehen Sie einfach durch sie hindurch und verfolgen Sie den Prozess (und ja, wir wissen, es ist nicht einfach, aber es ist trainierbar). Er legt die „Ursachen“ dieser Gefühle frei. Blicken Sie also nach vorne, statt im Gefühlssumpf stecken zu bleiben.
I.) Fragen der Selbstfindung
♥ 1: Was ist es, was Sie an einer unerfreulichen Situation oder einer „negativen“ Zielerreichung am meisten „ankotzt“?
♥ 2: Schreiben Sie jeweils alle Glaubenssätze zu Ihren gefundenen Antworten aus 1: auf, die Ihnen dazu einfallen.
♥ 3: Wem geben Sie die Schuld daran?
Die Schuld gebe ich: ____________
Und wie denken Sie daraufhin über sich selbst und diese Person?
Ich denke über mich, dass … ______________
Ich denke über den anderen, dass … ______________
♥ 4: Was ist wann passiert, dass Sie seitdem so über sich und auch über Ihr Gegenüber denken? (Auslösendes Ereignis)
♥ 5: Wie hat sich das „faktisch“ auf Ihr Leben ausgewirkt, und was fühlen Sie dabei?
♥ 6: Was denken Sie, warum sich diese Situation in Ihrem Leben gezeigt hat? Und kennen Sie derartige Situationen bereits von früher?
Aktuelle Situation warum gezeigt kenne ich von früher (Ja/Nein) woher genau?
… Fortsetzung folgt …
Wie es weiter geht:
Teil 3: Der BE in LOVE®-Selbst-Coaching-Prozess – Fragen der Selbsterkenntnis & Integration. Und was, wenn Sie nicht weiterkommen?
Teil 4: Welche Bedeutung hat die Haltung/Einstellung in einer Beziehung
Teil 5: Was bewirkt Achtsamkeit im Zusammensein
Elke & Ralf Raml