Teil 1 Ihres Beziehungskurses: Zusammenhänge unseres Denken-Fühlen-Handeln

Neulich am Hauptbahnhof …

Ein ca. 23-jähriger junger Mann spricht mich an und fragt, ob ich ein paar Münzen für ihn habe, weil er Hunger hat. Meine erste Reaktion ist es, nach einer schlechten Erfahrung vor wenigen Jahren, weiter zu gehen und nicht zu antworten. Dann kommt mir aber eine Idee. Ich drehe mich um und sage: Ok. Ich mache dir ein Angebot: Dort ist ein McDonald’s, in dem ich dir ein, zwei, drei Menus kaufe. Während du isst, stelle ich dir ein paar Fragen, die du ehrlich beantwortest. Was denkst du, haben wir einen Deal?

Zuerst zögert er, willigt dann aber ein, weil er wohl neugierig darauf ist, was ich wissen möchte. Und natürlich, weil er hungrig ist. Während des Essens stelle ich folgende Fragen:

Erste Frage: Wie heißt du?

Seine Antwort: Ben.

Ich: Hallo Ben. Ich heiße Ralf – und wie alt bist du Ben?

Er: 22.

Ich: Ben, wie lange fragst du schon Menschen nach Geld, um essen zu können?

Er: 4 Jahre.

Ich: Du wirkst gesund und munter, warum arbeitest du nicht für Geld?

Er: Damit ich irgendeinem Fettwanst seinen Porsche finanziere, während ich mir den Arsch abschufte und zusehen kann, ob ich mir überhaupt ein Auto, Urlaub oder sonstige Annehmlichkeiten leisten kann? Von dem Ernähren einer Familie ganz zu schweigen?!

Ich: Du weigerst dich also zu arbeiten, weil du … ?

Er: Weil ich nicht in eine Schublade von Marionetten gepresst werden will, die für den Luxus von denen da oben ausgebeutet werden. So lebe ich wenigstens wie ich will!

Ich: Wow! Das ist eine interessante und komplexe Sichtweise, die einigen Mut braucht. Wenn du diese Energie in ein Studium stecken würdest, könntest du es doch auch nach oben schaffen, was denkst du?

Er: Das weiß doch jeder, dass nur 3% der reichsten Familien die obersten Vorstandsposten besetzen und alle anderen klein halten …

Insgesamt verputzt er 4 Menus, und alles in allem ist das ein wirklich guter und interessanter Austausch mit ihm gewesen.

Dieser Mensch hat sich trotz seiner jungen Jahre ganz bewusst für ein Leben auf der Straße entschieden, weil er nicht gewillt ist, bei einem Spiel mitzumachen, das er nicht spielen will. Er baut Widerstand gegen ein System auf, das er aufgrund seiner Glaubenssätze nicht unterstützen will. Dafür nimmt er auch die damit einhergehenden Konsequenzen zu 100% auf sich: sein Leben auf der Straße. Wie er mir versichert, sieht er die Strapazen gar nicht als Strafe oder Anstrengung. Das bringt es einfach mit sich, wenn man sich entscheidet, so zu leben.

Denken – Fühlen – Handeln: Wie wir unser Leben bestimmen

Definition von Bestimmung:

  1. eine innere Stimme, die uns sagt, was wir tun müssen
  2. der Glaube oder die Überzeugung, dass jmd. eine bestimmte Zukunft vorgegeben ist

Das Leben, und besonders eine Liebesbeziehung, sind ein außergewöhnliches und spannendes Abenteuer. Doch wir fallen immer wieder auf einige unserer ungünstigen, zumeist hausgemachten, oft aber auch übernommenen Vorstellungen namens Glaubenssätze herein. Damit bauen wir Widerstand gegen etwas auf, das wir aufgrund unseres Glaubenssatzes nicht annehmen möchten. Und nicht selten stellt uns das gegen unseren Partner auf, obwohl wir doch in Liebe für ihn sein möchten. Und schon leben wir eine ungünstige Bestimmung. Eine Bestimmung, die für eine Liebesbeziehung meist nicht funktioniert.

Die Frage, die wir uns dann stellen sollten, ist: „Wollen wir wirklich glücklich sein oder lieber weiterhin über all das Zeug in unserem Kopf nachdenken, was für Zufriedenheit und Glück in der gemeinsamen Beziehung nicht funktioniert?”

Denken

Unsere Gedanken bestimmen unser Leben. Das ist nichts Neues und wird seit Jahrtausenden bereits von schlauen Gelehrten und Philosophen immer wieder aufgegriffen. Zitate, die wir alle nur zu gerne über die Social-Media-Quellen posten, aber für die wir uns oft nicht eine Minute Zeit gönnen, um die darin liegende Wahrheit auf unser eigenes Leben anzuwenden:

 

Die reinste Form des Wahnsinns ist es,
alles beim Alten zu belassen und zu hoffen,
dass sich etwas zum Besseren ändert.

» Albert Einstein «

Jede Revolution war zuerst ein Gedanke im Kopf eines Menschen.

» Ralph Waldo Emerson «

Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.

» Markus 9,23 «

Alles hängt von der Einbildung deiner Gedanken ab.
Jeder ist in dem Grade elend, als er es zu sein glaubt.

» Seneca «

Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.

» Marc Aurel «

Nicht Tatsachen, sondern Gedanken
über Tatsachen bestimmen das Zusammenleben.

» Epiktet «

Lass ungünstige Gedanken los,
sonst beherrschen sie dich.

Du bist heute, was Du gestern gedacht hast.
Du wirst morgen sein, was Du heute denkst.

» beide von Buddha «

… es gibt noch so viele mehr …

 

Unser Denken lässt uns Entscheidungen für oder gegen etwas treffen. Das zeigt sich wiederum darin, wie wir glauben, unsere Welt beeinflussen zu können. Da ca. 90% unserer Gedanken unbewusst ablaufen, gibt es oft „blinde Flecken“, die unsere Beziehung beschweren. Durch einen Analyse-Prozess können wir diese erkennen. Meist sind es nur Glaubenssätze, die unser gewünschtes Vorankommen blockieren. Bei alten Themen sind es festgefahrene Haltungen zu anderen Menschen, zu der Welt oder zu uns selbst. Und die wirken sich oft sehr nachteilig auf unsere Partnerschaft aus.

Wie Glaubenssätze wirken können:

Ein von uns gecoachtes Paar kam von einem Problem nicht los, dessen Ursache schon einige Jahre zurücklag. Der Mann war lange Zeit sexsüchtig gewesen und hatte seine Frau mit vielen verschiedenen Frauen betrogen. Er hatte längst eine Therapie gemacht und war ihr seitdem treu.

Eigentlich hatten sie einen Schlussstrich unter diese Zeit gezogen. Aber sie konnte das Thema einfach nicht loslassen und fühlte sich dennoch weiter von ihm betrogen. Der Gedanke daran, dass er so lange fremdgegangen war, ließ sie immer wieder verkrampfen. Sie wies ihn, der nun ausschließlich ihre Nähe suchte, wieder und wieder ab, verfolgte jeden seiner Schritte mit Misstrauen und überhäufte ihn mit ungerechtfertigten Vorwürfen. Der Mann reagierte mit Unverständnis und wachsender Frustration – wie auch schon in der Zeit vor seinem Fremdgehen, was wir im Coaching-Prozess herausfanden.

Im Coaching fragten wir die Frau: „Was brauchst du noch, damit du dieses Thema nun loslassen und mit deinem Mann glücklich sein kannst?“ Bald stellte sich heraus, dass es eigentlich um ein Thema ging, das gar nichts mit seiner Vergangenheit zu tun hatte, sondern tiefer lag.

Sie war in ihrer Jugend auf eine Klosterschule gegangen und hatte aus dieser Zeit ein sehr verklemmtes Verhältnis zu ihrer Sexualität behalten. Äußerlich war sie lockerer geworden, aber der Glaubenssatz „Meine sexuellen Bedürfnisse sind unwichtig, wahre Befriedigung kann ich nur in anderen Lebensbereichen finden“ saß weiterhin in ihr fest. Aus dieser Einstellung heraus war die Sexsucht ihres Mannes eine besonders starke Verletzung gewesen, und sie fühlte sich von seiner wieder verstärkten sexuellen Ausrichtung auf sie völlig überfordert. Erst als ihr bewusst wurde, dass ihre Abneigung gegenüber ihrem Mann mehr mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun hatte, als mit seinen Fehltritten, konnte sie beginnen, sich damit zu beschäftigen, den Gedanken an sein Fremdgehen loszulassen und ihm verzeihen.

Wie wir einige Zeit später erfuhren war die “Sexsucht” ihres Mannes gar kein Thema mehr. Sie hatten nun regelmäßig und leidenschaftlichen Sex, so dass ihr ihr Mann auch nicht mehr so “aggressiv fordernd” erschien. Außerdem tat es ihr als Frau gut, endlich ihre Weiblichkeit zu leben. Beide kamen in ihre weibliche bzw. männliche Energie zurück, und der Sex pendelte sich von ganz alleine auf ein für beide richtiges Maß ein.

Deswegen sagen wir:

Die Grenzen Ihrer Beziehung

sind nur Grenzen in Ihrem Kopf!

Glaubenssätze bestimmen auf unbewusste Weise unser Leben. Das bedeutet aber auch, dass nicht Ihr Partner das Problem ist. Auch Ihre Beziehung oder das Leben das Sie führen ist nicht Ihr Problem. Das Problem ist, dass Sie aufgrund Ihres Glaubenssatzes glauben, da wäre ein Problem. Das Problem ist die Art und Weise wie auf eine bestimmte Situation oder Erlebnis mit dem Partner schauen. Und wie Sie das aufgrund Ihres Glaubens bewerten – wohlwollend oder persönlich angegriffen. Ihr Problem könnte aber auch sein, dass Sie glauben alles in Ihrem Leben müsse perfekt sein und so darf kein Problem sein. Auch hinter einem Perfektionismus steckt ein Glaubenssatz.

Damit Sie Ihren Glaubenssätzen auf die Spur kommen und wieder die Regie in Ihrem Leben übernehmen können, stellen wir Ihnen in den nächsten beiden Teilen 2+3 einen sehr effektiven Selbst-Coaching-Prozess vor, den Sie für sich – ganz bequem, von zu Hause – nutzen können.

Fühlen

Jede Erfahrung kann im Gehirn nur entstehen, weil ein Gedanke und ein Gefühl fest miteinander verknüpft werden. Daher können Sie sich nach vielen Jahren immer noch an wichtige Details erinnern und auch daran, wie Sie sich exakt dabei gefühlt haben.

Sind Ihre Gefühle in einer Beziehung mit einem ungünstigen Glaubenssatz oder einer ungünstigen Haltung verstrickt, werden Sie dieses „miese“ Gefühl nur ändern können, indem Sie den Glaubenssatz dahinter untersuchen und wandeln. Viele scheuen sich, etwas an der Situation zu verändern, weil sie denken, der Mangel liegt bei ihnen und sie müssten den Schein vor der Außenwelt wahren. Denn er könnte eine Aussage über sie machen (z.B. Ich schaffe es nicht alleine). Damit bestätige ich mir evtl. noch weitere Befürchtungen, wie z.B.:

  • Ich bin nicht gut genug.
  • Mit mir hält es doch kein Partner lange aus. Ich bin beziehungsunfähig.
  • Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden, weil ich noch nicht genug dafür getan habe, ein guter Partner zu sein.

Das alles sind nur Vermeidungsstrategien unseres Egos. Sie entsprechen nicht der Wahrheit, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.

Nicht die Veränderungen verletzen Sie, sondern nur Ihre eigenen Befürchtungen darüber.

Ein Coaching kann Ihnen helfen, Wertung aus einem Glaubenssatz oder einer Haltung herauszulösen. Damit können wieder neue Möglichkeiten und Gefühle in Ihrem Leben Platz finden. Möglichkeiten, die Sie erreichen lassen, was Sie sich schon so lange wünschen.

Achtsamkeit und Möglichkeiten der Bewusstwerdung werden wir in Teil 5 dieses Beziehungskurses näher beleuchten.

Handeln

Aus einer Haltung resultiert ein Ver – halten, also das Handeln. Wenn wir unserem Partner begegnen, begegnen wir ihm mit unseren gewohnten Verhaltensmustern, die, wenn sie für eine glückliche und erfüllte Beziehung NICHT funktionieren, ebenfalls näher untersucht werden möchten.

Wir sammeln solche ungünstigen Verhaltensmuster schon seit unserer Kindheit. Vor allem über die Erziehung unserer Eltern und über eigene Lebenserfahrungen, die wir als „schlecht“ bewerten und zukünftig eigentlich vermeiden möchten. Wenn solche Muster von unserem Partner auf eine bestimmte Art getriggert werden, brechen in uns Gefühle aus. Oft sogar wie ein Sturm der über uns herein bricht. Und nicht selten auch über unseren überraschten Partner.

Aufgrund unserer unbewussten Trigger treten wir dann immer wieder in dieselben „Fettnäpfchen“, ohne zu wissen warum. Auch hinter einem unserer Trigger versteckt sich lediglich ein Glaubenssatz. Und manchmal sogar eine tiefe Haltung im Leben. Fettnäpfchen, die sich im Verhalten zum Partner meist in Forderungen und Vorwürfen erkennbar machen.

Und aufgrund dessen lässt unser Beziehungs-Hamsterrad herzlich grüßen:

 

Hamster mit Sprechblasen

Was wäre, wenn Ihr idealer Partner schon längst neben Ihnen im Bett liegt?

.

Mit Forderungen und Vorwürfen kommt niemand mehr besonders weit in seiner Beziehung. Denn würde der Partner den Forderungen klein bei geben, passieren zwei Dinge:

1. der nachgebende Partner würde sich damit in die vermeindlich “schwächere” Position begeben … und dabei den Respekt und die Achtung zu sich selbst verlieren. (Thema Selbstliebe, Selbstwert, Selbstvertrauen)

2. der fordernde Partner würde ebenfalls den Respekt und die Achtung vor dem nachgebenden Partner verlieren … lässt dieser es doch zu, sich beherrschen zu lassen. Wie will man mit dem schon im Leben bestehen können – da muss ich ja mehr in die Beziehung reingeben, als ich zurück bekomme.

Beides darf in einer gleichberechtigten und erwachsenen Beziehung nicht zulassen werden – weder vom einen, noch vom anderen. Denn auf diese Art verlieren Sie beide.

Forderungen und Vorwürfe sind also nicht die Lösung. Wir Menschen haben in der heutigen Zeit einfach genug davon, erst etwas für andere leisten zu müssen, damit wir Anerkennung und Liebe von ihnen bekommen.

 

Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden.
Dinge wurden geschaffen, um benutzt zu werden.

Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist,
weil Dinge geliebt, und Menschen benutzt werden.

» Dalai Lama «

 

Dennoch sind Ansprüche und Bedürfnisse ganz natürlich. Bedürfnisse an eine Beziehung, in der sich die Partner im Miteinander wohl fühlen können. Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, müssten beide Partner nochmal die Lust und Freude entwickeln, herauszufinden, wie so etwas gehen oder aussehen kann.

Hier kommt BE in LOVE® ins Spiel – als Ihr Begleiter. Wir meinen unsere Frage sehr ernst: Was wäre, wenn Ihr idealer Partner schon längst neben Ihnen im Bett liegt?

Jedes Kalenderblatt eines neuen Tages bietet Ihnen die Chance, zum Drehbuchautor für Ihr weiteres Leben zu werden. Eine Beziehung nur der Beziehung wegen hat keine Bedeutung. Es liegt immer an beiden Partnern gleichzeitig, der Beziehung eine sinnstiftende Bedeutung zu geben.

 

Übung:

Denken Sie die Tage mal ein wenig darüber nach. Lassen Sie es sich setzen und beobachten, welche Ideen daraus erwachsen:

Welchem Unterschied soll Ihr Leben und Ihre Beziehung an der Seite des Partner machen?

Woran würden Sie es erkennen?

Was würden Sie tun (also anders, gleich oder vollkommen neu machen), wenn Sie nochmal beginnen könnten?

 

Wir denken, es ist besser auf neuen Wegen etwas zu stolpern, als in alten Pfaden auf der Stelle zu trampeln 😀

 

… Fortsetzung folgt …

 

Wie es weiter geht:


Teil 2:  Unser DENKEN – Selbstbetrug oder Motivator? Der BE in LOVE®-Selbst-Coaching-Prozess – Fragen der Selbstfindung

Teil 3:  Der BE in LOVE®-Selbst-Coaching-Prozess – Fragen der Selbsterkenntnis & Integration. Und was, wenn Sie nicht weiterkommen?

Teil 4: Welche Bedeutung hat die Haltung/Einstellung in einer Beziehung

Teil 5: Was bewirkt Achtsamkeit im gemeinsamen Zusammensein

 

          Elke & Ralf Raml

Euer Paartrainerpaar für Paare und (noch) Singles
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